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Ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, häufig müde und schnell erschöpft – erste Anzeichen für eine Fettleber?

Aktualisiert: 17. Nov.


20 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer MASLD betroffen

Die Leber ist unser geduldigstes Organ: Über Jahrzehnte kann sie still leiden, ohne dass wir etwas merken. Das Lebergewebe besitzt nämlich keine Nervenzellen und sendet somit auch keine Schmerzsignale aus. Erst wenn die Leber durch eine Verfettung oder eine Entzündung schon vergrößert ist, kann es zu einem Druckgefühl im rechten Oberbauch kommen. Spätestens jetzt sollte eine ärztliche Untersuchung stattfinden.

20 Millionen Menschen in Deutschland sind von dieser Art der Fettlebererkrankung betroffen: Es geht um die MASLD, die „metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease“. So wird die nicht-alkoholische Fettleber seit März 2024 medizinisch korrekt bezeichnet. Die MASLD, häufig auch vereinfacht als „Fettleber“ bezeichnet, tritt oft zusammen mit Übergewicht auf, kann aber auch erblich bedingt sein. Immer wieder sind auch Menschen mit Normalgewicht betroffen. Ein häufiger Grund ist eine sehr zucker- und fettreiche Ernährung.  Auch fehlende Bewegung ist ein Risikofaktor. Dann lagern sich immer mehr „Fetttropfen“ im Lebergewebe ein. In einer Ultraschalluntersuchung sind diese Tropfen sichtbar. Schreitet die MASLD weiter voran, kann es zu einer Leberentzündung kommen, die die Leberzellen dauerhaft schädigt (Zirrhose). Dadurch steigt auch das Risiko für Leberkrebs.

Von diesen 20 Millionen an MASLD Erkrankten, könnte bei mehreren tausend Menschen die schlimmste Folge, das Leberkarzinom, vermieden werden. Wie wird unsere Leber also trotz der Diagnose MASLD wieder gesund und was können wir tun, damit es gar nicht erst so weit kommt?


1.      Die Leber verstehen:

Sie ist unser größtes inneres Organ und wiegt bei einem Erwachsenen 1.500 bis 2.000 Gramm. Ihr Platz ist im rechten Oberbauch, direkt unter dem Zwerchfell. Sie übernimmt entscheidende Aufgaben in unserem Stoffwechsel: Nahrungsproteine werden von ihr zerlegt und neu zusammengesetzt. So entstehen Enzyme und Hormone. Sie kann Fett abbauen und dadurch Energie freisetzen. Auch Kohlenhydrate verwertet sie so, dass unser Körper aus ihnen Energie zieht. Ist die Leber krank, kann sie diese Stoffwechselvorgänge nicht mehr gut genug ausführen. Die Folgen sind Müdigkeit und Erschöpfung.

Wir können an diesem Punkt also schon festhalten, dass ein Druckgefühl im rechten Oberbauch, häufige Müdigkeit und schnelle Erschöpfung Anzeichen für eine MASLD sein können.

Weitere Anzeichen können (müssen aber nicht!) erhöhte Leberwerte sein: In einer Blutuntersuchung überprüft der Arzt die Enzyme AST und ALT, den Bilirubinwert und den Gamma-GT-Wert.

Die gute Nachricht: Unsere Leber ist gnädig. Pflegen wir sie gut, kann sie wieder ganz gesund werden.  

 

2.      Wie wir die "Fettleber" vermeiden:

Die Verstoffwechselung, eine der großartigsten Leistungen der Leber, ist gleichzeitig auch ein enormer Nachteil für sie: Viele Medikamente, die wir einnehmen, gelangen in die Leber. Oft verstoffwechselt sie diese Arzneien zum Teil oder sogar komplett, noch bevor die Medikamente an ihrem Ziel ankommen. Und so kriegt die Leber unerwünschte Nebenwirkungen ab. Da sie ein sehr kräftiges Organ ist, das viel aushält, dauert es, bis Schäden entstehen. Auch Alkohol stellt eine große Belastung für sie dar: Bei der Verstoffwechslung von Alkohol entstehen toxische Produkte wie Acetaldehyd. Diese begünstigen Fetteinlagerungen, Zellschäden und Entzündungen.

Aber bleiben wir bei der MASLD, bei der nicht-alkoholischen Fettleber. Deren häufigste Ursachen sind ein Zuviel an Nährstoffen und gleichzeitig ein Zuwenig an Bewegung – ein fatales Duo: Das Körpergewicht steigt und damit auch das Risiko für die Entstehung einer Fettleber. Vor allem gesättigte Fette und Zucker tragen den größten Teil der Schuld. Deshalb sollten wir diese Lebensmittel meiden:

Ø  In Palmfett, Butter, Kokosöl, Wurst- und Fleischprodukten stecken besonders viel gesättigte Fette. Auch hochverarbeitete Lebensmittel, wie Chips, fertige Tiefkühl-Mahlzeiten und Fast Food enthalten meist viele ungesunde Fette.

Ø  Zucker reduzieren und so weit wie möglich meiden! Besonders Fruktose ist für die Entstehung einer MASLD verantwortlich, weil Fruktose die Fettneubildung in der Leber 15mal mehr fördert als Glukose. In hochkonzentrierter Form findet sich Fruktose in Cola, Fruchtsäften, Limonaden und Smoothies. Diese Getränke sollten selten auf unserem Speiseplan zu finden sein.

 

3.      Die Leber pflegen:

Jetzt wissen wir, dass die Leber mit allem, was wir essen und trinken, in Berührung kommt und auch damit arbeitet. Sie versucht unermüdlich für unseren Körper schlechte Substanzen abzubauen und trägt dadurch oft selbst Schäden davon. Damit es unserer Leber gut geht können wir richtig viel tun – wir haben es selbst in der Hand! Unser Lebensstil spielt eine ganz entscheidende Rolle.

Allgemeine Tipps für einen Lebensstil, der der Leber gut tut:

Ø  Übergewicht und Adipositas vermeiden. Besteht bereits eine Adipositas, können schon durch eine Gewichtsreduktion von 7-10% positive Effekte bzgl. einer MASLD erzielt werden.

Ø  Bewegung: schon mäßige Aktivitäten, im besten Fall eine Kombination aus Ausdauer und Krafttraining verbessern die MASLD signifikant.

Ø  Alkohol, nur in Maßen (am besten gar nicht). Was heißt „in Maßen“? Die deutsche Gesellschafft für Ernährung stuft 1-2 alkoholische Getränke pro Woche (!) als risikoarm ein (nicht risikofrei!).

Ø  Nicht rauchen

 

4.      Lebergesund essen:

Jetzt zur besten Therapie bei MASLD – der Ernährung. Warum beste Therapie? Aus zwei Gründen: Mit der richtigen Ernährung können wir das Risiko für eine nicht-alkoholische Fettleber stark senken und so Prävention betreiben. Falls es schon zur Diagnose MASLD gekommen ist, ist eine Ernährungsumstellung, zusammen mit den o. g. Tipps für einen gesunden Lebensstil, die wirksamste Therapie. Eine Fettleber kann dadurch sogar geheilt werden. Konkret heißt das:

Ø  In jede Mahlzeit Gemüse einbauen. Im besten Fall ist die Hälfte des Tellers damit gefüllt. Zusätzlich noch zwei Portionen Obst pro Tag und mehrmals in der Woche Hülsenfrüchte.

Ø  Gesunde Fette verwenden, vor allem Olivenöl (extra vergine). Das tut nicht nur der Leber, sondern auch unserem Herzen gut. Es ist bestens geeignet zum vorsichtigen Anbraten, Dünsten und auch im Salat. Omega-3-reiche Pflanzenöle wie Lein-, Hanf- und Walnussöl dürfen nicht erhitzt werden, sind also für die kalte Küche geeignet. Auch sie tun der Leber sehr gut. 2-3 Portionen fettreiche Fischarten wie Lachs sollten pro Woche auch auf dem Speiseplan stehen. Aber bitte nicht paniert oder in Mayonnaise. Dazu noch täglich Nüsse und Samen.

Ø  Auf komplexe Kohlenhydrate umsteigen: Weißmehlprodukte liefern leere Kalorien und kaum Ballaststoffe. Unbedingt durch die Vollkornvarianten (Vollkornbrot, -nudeln, -reis) ersetzen.

Ø  Hochwertige Eiweiße essen: Naturjoghurt, Quark ohne Zuckerzusatz, fettarmer Käse, Eier, Fisch und viele verschiedene Hülsenfrüchte.

Ø  Ausreichend trinken, vor allem Wasser und ungesüßte Tees. Die Trinkmenge kann jeder mit dieser Formel individuell berechnen: 30-40ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Ø  Kaffee schützt die Leber! Das haben verschiedene Studien gezeigt. Die Art des Kaffees (mit oder ohne Koffein, Bohnen- oder Pulverkaffee) scheint dabei nicht wichtig zu sein. Milch im Kaffee stört den schützenden Effekt wohl nicht, enthält aber mehr Kalorien. Welcher Inhaltsstoff im Kaffee für diese positive Wirkung verantwortlich ist, ist noch nicht ganz klar.

Ø  2-3 sättigende und gesunde Mahlzeiten täglich essen. Dazwischen keine Snacks, sondern Essenspausen einhalten, in denen sich die Leber erholt.

Ø  Zucker und vor allem Fruktose meiden. Am besten auf Softdrinks, Energy-Drinks, Milchmischgetränke komplett verzichten. Auch Fruchtsäfte enthalten viel Fruktose. Wenn überhaupt, dann nur in Maßen und verdünnt als Schorle genießen.

Ø  Finger weg von hochverarbeiteten Lebensmitteln wie Chips, fertigen Tiefkühl-Mahlzeiten, fettreiche Backwaren etc.

 

5.      Die Leber entgiften mit einer Detox-Kur – bringt das was?

Die Idee dahinter: Der Körper soll durch eine Kur von „Schlacken“ befreit werden, soll von innen gereinigt werden. Es gibt unzählige Hersteller, die hier alle möglichen Produkte anbieten. Selbst gesunden Menschen wird geraten den Körper zu „entgiften“ und sich von „Schlacken“ zu befreien, was auch immer das genau sein soll. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Beweise, dass sich „Schlacken“ in unserem Körper befinden, noch für deren schädliche Wirkung. Das Geld für diese Produkte kann man sich also sparen.

 

6.      Selbsttest – wie geht es meiner Leber:

Die deutsche Leberstiftung hat einen Test entwickelt, mit dem man erste Anhaltspunkte zu seiner Lebergesundheit enthält. Hier der Link: Lebertest_September-2015_mit Auswertung WEB.indd 


Fazit: Da das Lebergewebe keine Nervenzellen besitzt, macht eine erkrankende Leber anfangs keine Probleme und wir spüren auch keine Symptome. Bei einem Druckgefühl im rechten Oberbauch, ständiger Müdigkeit oder Erschöpfung sollte ein Arzt aufgesucht werden und auch die Leber untersucht werden. Wird dann eine beginnende Verfettung, eine MASLD diagnostiziert, ist es trotzdem noch nicht zu spät für eine gesunde Leber. Eine Lebensstil- und Ernährungsumstellung ist dann die beste Therapie. Mit der nötigen Konsequenz erholt sich die Leber wieder vollständig.



 

 

Quellen:

Prof. Dr. rer. nat. Smollich, Martin: „Das große Praxisbuch Ernährungsmedizin“, 2. Auflage 2022, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München, ISBN 978-3-8338-7915-9.

Dr. med. Fleck, Anne: “Energy!”, 2021, dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München, ISBN 978-3-423-28277-2.

Deutsche Leberstiftung: Aktuelle Pressemitteilungen letzter Aufruf am 6.3.25

 
 
 

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